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DFDZ1: Umfrage nach dem Spielen: Lob, Meinung und Kritik
19.05.2008, 12:18,
#10
RE: Umfrage nach dem Spielen: Lob, Meinung und Kritik
Viele der angesprochenen Punkte kann ich nur unterschreiben. Die Balance für alle möglichen Klassen hinzubekommen, ist sowieso ein großes Problem bei Solokampagnen, denn nicht umsonst herrscht bei D&D schon ein wenig das Schere-Papier-Stein-Prinzip. Jede Klasse hat so ihre eigenen Schwächen und damit auch Gegner, mit denen sie sich eher schwer tut. Deine offene Spielwelt macht es da, trotz der hilfreichen Hinweise der aus einem Gebiet Flüchtenden, nicht leichter. Ich würde dazu tendieren, ein paar vorgefertigte Charaktere dem Modul mitzugeben, die gut geeignet sind, mir hat die Vorgabe bei Milenas HdF, einen Barden zu spielen und die "Überlebenstips für "Nachwuchssänger"" von Armin, ebenso geholfen wie gefallen und da es hier ja um Rollenspiel geht, empfand ich das auch nicht als zu starke Einschränkung. Hat man eine Party zur Verfügung, kann man das alles nivellieren, aber bei Solos kommt es mir auf Geschichte, Atmosphäre und Quests an, ob ich meine Lieblingsklasse spielen kann, ist mir ziemlich einerlei.

Ich möchte noch einige Punkte ansprechen, die bisher nicht so zu Sprache gekommen sind. Mir ist klar, dass sich dies alles negativer anhört, als ich es meine, aber ich würde mir die Mühe nicht machen, wenn ich das Modul nicht so sehr zu schätzen wüsste.

Die Ausstattung vieler Szenen ist phänomenal. Der Prunk der Binge, die Lebendigkeit der Kneipe, das habe ich so noch selten erlebt. Aber gerade die Binge war mir zu reichhaltig bestückt, zumindest, was die Händler angeht. Da wimmelte es bei jedem Anbieter nur von extrem teuren Gegenständen, der überbordende Reichtum muss an der Stelle zu einer Hyperinflation geführt haben, anders sind diese Massen und Preise nicht zu erklären. Das führte bei mir einerseits zu einer gewissen Abstumpfung, andererseits wird damit das Balancing noch schwieriger, da bereits ein solch hochwertiger Gegenstand schon den Unterschied zwischen unschaffbar und kinderleicht bedeuten konnte. Mit dem Set aus den Questbelohnungen habe ich im Endkampf gerade mal zwei oder drei Tränke gebraucht. Der werte Herr hätte tagelang auf mich eindreschen können, ihm wären dabei nur die Krallen stumpf geworden. Überhaupt fordere ich mehr Respekt vor den wirklich mythischen Monstern wie Drachen und ähnlichem Getier. Die sollte man als Normalsterblicher nur unter äußerst ungewöhnlichen und gut begründeten Umständen zerlegen können. Mit solch einem Endgegner wird es schwer, passende Steigerungen in die nächsten Teile einzubauen. Ich spielte gerade mal einen Level 8-PC, was soll denn noch kommen, wenn er mal wirklich mächtig ist? Und wie sollen normale Angreifer denn noch eine glaubhafte Bedrohung darstellen, wenn ich bereits mit solchen Viechern keinerlei Probleme mehr hatte? Mir ist klar, dass der Held darauf angelegt ist, mehr zu sein als nur ein Schneidergeselle von Schmitz & Söhne, aber es wird nicht einfach, ihn dabei glaubhaft und interessant zu halten. Schaut man sich die wenigen literarisch guten Fantasyromane wie Herr der Ringe an, so wird die Bedrohung eben nicht dadurch gemeistert, dass die großen Helden wie Gandalf oder Aragorn den noch mächtigeren Stab verwenden, das noch tollere Schwert finden, die noch größere Tat vollbringen, sie können nur die unvermeidliche Niederlage aufhalten, die eigentliche Wendung bringt ein nachvollziehbarer Charakter mit eher durchschnittlichen Fähigkeiten und zwar eben weil er so ist, wie er ist. Einem Gandalf kann ich nur unverständlich bei seinem Tun zuschauen, der Autor kann bei solch einer Figur jeden beliebigen Trick aus dem Hut zaubern, da lauert der Deus ex machina an allen Ecken und Enden.

Du hast einen sehr eigenen und an vielen Stellen äußerst erfrischenden Schreibstil. Allerdings solltest du etwas methodischer vorgehen. Es fehlt etwas an Konstanz in der Figurenzeichnung. So spricht der PC mal sehr steif und förmlich wie z.B. bei der Eröffnung des Dialogs mit der Tränkehändlerin in der Binge, andererseits ist er oft so schnoddrig wie das Buch des Bibliothekars. Das passte oft nicht so recht zusammen. Als ich die erste Begegnung mit der sprechenden Tür in der Binge hatte, fand ich das wirklich toll, habe dies aber dem Charakter genau dieser Tür zugeordnet. Das hat auch bei dem schon genannten Buch gut gepasst, aber eben nur zu diesem Buch. Es war eine besondere Eigenschaft dieses Gegenstandes, als dies dann an vielen Stellen aufblitzte, fühlte es sich für mich so an, als ob es in Harry Potter hundert sprechende Hüte und tausend peitschende Weiden gegeben hätte.

Ich habe noch mehr, aber das verschiebe ich auf später. Und immer daran denken, ich jammere auf hohem Niveau. Dein Modul ist gut, du hast die seltene Gabe, einen eigenen Stil zu haben und kannst wie Wenige Schauplätze mit Atmosphäre entwerfen. Und es gibt gute Gründe, warum Beethoven seine 9te erst als Opus 125 schreiben konnte.
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RE: Umfrage nach dem Spielen: Lob, Meinung und Kritik - von Katzenfütterer - 19.05.2008, 12:18



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